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Pfarreiengemeinschaft Unter-der-Homburg – „Amerika oder Gössenheim?“ Eigentlich wollte der aus der Demokratischen Republik stammende Geistliche Ignace Bisewo Pesa sein Promotionsstudium nicht in Unterfranken sondern in den Vereinigten Staaten von Amerika absolvieren. Doch ein deutscher Freund hat für ihn die Weichen gestellt und ihm zu „einer zweiten Heimat“ verholfen. Jetzt zieht es Dr. Ignace Bisewo Pesa zu einer neuen Aufgabe in die Schweiz.

Über zehn Jahre war die Pfarreiengemeinschaft „Unter der Homburg“ die neue, die zweite Heimat für Ignace Bisewo. Hier hat er sich schließlich gefühlt, nicht zuletzt, weil er durch seine lockere, humorvolle Art bei den Menschen beliebt war. „Europa ist für mich Gössenheim und die anderen ort“, sagte er jetzt bei seiner Verabschiedung. „Hier habe ich alles gelernt und alles erlebt. Besonders die europäische, die deutsche Kultur“.

Doch anfangs hat es nicht danach ausgesehen, dass sich der Afrikaner hier einleben konnte. „Das war ein Schock für mich“, so sein erster Eindruck. Er konnte kein Wort Deutsch außer „Ja“ und „Nein“, weil er diese beiden Wörter schon einmal von seinem deutschen Pfarrer im Kongo gehört hat. „Da war eine völlig andere Kultur, eine andere Mentalität – das war nicht einfach für mich“, erinnert sich Ignace Bisewo an diese Zeit.

Das ein oder andere Mal hat sich vielleicht auch über seinen Freund in Limburg geärgert, der die Kontakte nach Würzburg geknüpft hat? „Er hat mich eines Abends angerufen und gesagt: Schluss mit Amerika, du gehst nach Deutschland. Ich habe alles für dich mit Würzburg geregelt“. Bei den Gedanken daran, bricht Ignace Bisewo heute in schallendes Gelächter aus, denn hier hat er sich in die Herzen der Menschen gelebt.

Sie haben ihn unterstützt, ihm stets geholfen und zu ihm gehalten. Auch als er vor einiger Zeit schwer erkrankte. Und sie haben ihn auch bei seinem Schulprojekt tatkräftig unterstützt. Der Priester ist dankbar dafür, dass er in seinem Heimatland eine gute Schulausbildung erhalten hat, studieren konnte und seinen Abschluss als Priester schaffte. Zu Bildung will er auch seinen Landsleuten verhelfen, besonders denen, in denen sich die Familien eigentlich eine Schulausbildung für ihre Kinder nicht leisten können. Für sie hat Bisewo eine Volksschule gegründet, erweitert und sorgt für deren Erhalt. Jedes Jahr haben die Pfarreien, Privatpersonen und Vereine Geld für das Schulprojekt gesammelt und es dem Priester zur Verfügung gestellt. Mehrere 1.000 Euro kamen da jeweils zusammen.

Inzwischen hat Ignace Bisewo Pesa sein Promotionsstudium an der Universität in Würzburg erfolgreich beendet. Im Jahr 2010 machte er seinen Abschluss mit dem Thema „Éthique communicationnelle de la palabre africaine“ (Kommunikative Ethik der afrikanische Palaver). Die Arbeit ist auch in einem Buch erschienen, allerdings in französischer Sprache.

„Vor einigen Jahren gab es in Afrika keine Gerichtsbarkeit wie hier“, so Ignace Bisewo Pesa. „Wenn es Probleme gab, wie zum Beispiel ein Streit, da haben die Leute versucht durch Gespräche (Palavern) Lösungen zu finden. Am Ende sollte es stets eine für alle zufrieden stellende Lösung geben. Mit einem Gerichtsurteil werden die Leute getrennt: Es gibt Sieger und Verlierer. Bei unseren Prozessen hat man versucht, dass die Leute weiter in der Gemeinschaft zusammen leben können“.

Was erwartet Dr. Ignace Bisewo Pesa in seiner neuen Verwendung? „Es wird Überraschungen geben“, ist er sich sicher. Die erste Hürde wird das Überwinden der sprachlichen Barriere sein, denn in seinen künftigen Gemeinden wird Schwyzer-Dütsch gesprochen. „Das ist hart, da muss ich viel lernen“. Und auch der Aufbau der Kirche ist eine andere als in Deutschland. „In unseren Gemeinden gibt es drei Pastoralreferenten. Das sind alles Deutsche. Die Gemeinde wird von einem dieser Pastoralreferenten geführt – er ist der Chef“. Ihm zur Seite wird Ignace Bisewo als priesterlicher Mitarbeiter gestellt. Einen Pfarrer gibt es in Winterthur. Dieser wird von der Kirchengemeinde jeweils auf die Dauer von fünf oder sechs Jahren gewählt. Seine neue Stelle tritt Dr. Bisewo offiziell am 1. September an. In einem Vorstellungs-Gottesdienst am vergangenen Freitagabend hat er seine künftige Pfarrei und die Menschen bereits kennen gelernt. Vielleicht wird die Schweiz nach dem Kongo als erste und Gössenheim als zweite Heimat, im Laufe der Jahre vielleicht seine dritte werden?

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