Wernfeld
Pfarrkirche Mariä-Himmelfahrt
Wer auf der B26 zwischen Gemünden und Karlstadt unterwegs ist, dem oder der fallen irgenwann hinter Schallschutzwänden das hohe Dach und der nadelspitze Turm einer gotischen Kirche in die Augen. 1490 war an dieser Stelle das erste Kirchlein gebaut worden, eine für diese Gegend typische Chorturmkirche. Seit 1493 schickt die älteste der vier Glocken, die Marienglocke, ihren Ruf ins Maintal. Teile jenes Vorgängerbaus stecken noch in den Mauern der Wernfelder Echter-Kirche. Daß dieses Bauwerk heute als kleines architektonisches Juwel den Ort schmückt und die Vorbeifahrenden weithin grüßt, ist nicht selbstverständlich. Ende der 60er fand man die alte Kirche zu klein und setzte ihr gegenüber die hohen Betonwände der neuen Kirche in den Hang des Pfarrgartens. 1970 ging das Echterkirchlein für eine symbolische Mark ins Eigentum der Stadt Gemünden über. Lange wußte man mit den alten Mauern nichts recht anzufangen, das Gebäude verfiel zusehends, sogar der Abriß wurde diskutiert. Bis Mitte der 90er Jahre engagierte Bürger den Förderverein Alte Kirche Wernfeld gründeten und mit viel Mut, Phantasie und Einsatz für den Bestand dieses ortsprägenden Bauwerks sorgten. Fördergelder wurden gelockt, Diözese und Kommune investierten und unbezahlbare Eigenleistungen wurden erbracht bis dann 2004 die Alte Kirche als Kulturzentrum eröffnet werden konnte. Seit Oktober 2014 trägt die Kirchenstiftung den Bauerhalt und die Organisation der kulturellen, privaten und kirchengemeindlichen Nutzung.
Die imponierenden Dimensionen der 1969 auf das Patrozinium "Mariä Himmelfahrt" geweihten Neuen Kirche, vor allem die Dimensionen der anfallenden Heiz- und Unterhaltskosten zwangen, neu Wege zu finden. Zukünftig werden die Wege der Gottesdienstbesucher insbesondere in der kalten Jahrezeit nicht mehr die vielen Treppenstufen in die weite Halle hinauf, sondern in den unteren Pfarrheim-Bereich führen. Der neugestaltete Pfarrsaal wird Gemeindeveranstaltungen und Gottesdiensten ansprechend Raum geben. Und es bleibt auch immer noch genügend Platz für das dorthin verlegte Pfarrbüro und die Pfarrbücherei.
Wer diese neuen Pfarrei-Räume verläßt, kann dann an der alten barocken Kreuzigungs-Gruppe vorbei, die Hauptstraße queren, die Bahn- und Straßenunterführung zum Main hinunter nehmen, kann auf dem elegant geschwungenen Betonsteg zur Flußmitte spazieren, drüben Jachthafen, Gärten und Häuser Kleinwernfelds und den Blick zurückgewendet mit dem alten spitzen Turm vor den neueren Betonmauern die beiden Kirchen ausmachen, kann das langgestreckte Altort am Talhang über Bahnstrang und Bundesstraße betrachten, kann dem Rumoren des Flusses, der Bahn und des Straßenverkehrs oder vielleicht sogar den Klängen der altehrwürdigen Marienglocke nachhören, kann der Wernfelder früherer Zeiten gedenken, die sich hauptsächlich durch die Fischerei, Schäferei, durch das Besenbinden, Korbflechten und das Herstellen von Tontöpferwaren ernährten, kann überlegen, wohin die heutigen Bewohner pendeln, um ihr Brot zu verdienen und kann, was auch immer ihr oder ihm dort inmitten des Mains durch den Kopf geht, sich an einem Stück Heimat in prächtiger fränkischer Natur nicht nur für die rund tausend heute hier lebenden Wernfelder freuen.
NT
Adelsberg
Filialkirche St. Leonhard
Heiter und ein wenig keck schickt der gedrungene Turm der St. Leonhardskirche sein helles zweistimmiges Geläut von der Adelsberger Sonnenterrasse ins Wernfelder Maintal hinunter. Fast scheint die alte Kirche ein wenig ins Straßen-Niveau eingesunken. Ein Bild für vieles - denn vieles ist im Lauf der Zeit versunken und machte Neuem Platz. Immerhin: an der Stelle der 1008 unter Adolf v. Hohenburg erbauten Burg Adolphsbühl steht heute das Schloss inmitten des alten Ortskerns. Und den Platz des 1335 gebauten ersten Adelsberger Kirchleins nimmt die heutige St. Leonhardskirche ein.
Der Sakristeiraum in ihrem Turm lässt heute noch den Chor der alten Chor-Turmkirche mit seinem schweren gotischen Kreuzgewölbe erkennen. Längst aber ist die frühere Kapelle erweitert, seit 1732 zu einer geräumigen Kirche ausgebaut. Aufwändige Außen- und Innenrenovierungen 1964 und zuletzt 1985/86 trugen bei, die Kirche als kleines und feines Schmuckstück erscheinen zu lassen. Es lief offensichtlich erstaunlich behutsam ab, denn der helle Raum glänzt in stilrein barocken Formen.
Rund um die alte Kirche, unmittelbar daneben und einige Höhenmeter tiefer geht es munter her: wenn etwa der Pfarrgemeinderat in den Räumen der 1997 zum Dorfgemeinschaftshaus umfunktionierten Alten Schule tagt oder dort im unteren Stockwerk die etwas Jüngeren vom 'Juz', dem Jugendtreff Adelsberg e.V., ebenfalls "tagen", wenn die Kinder des Kindergartens den Spielplatz mit Leben füllen oder die Gäste beim alljährlichen Backofenfest den Platz ums Feuerwehrhaus. Die hellen Glockentöne der Adelsberger St. Leonhardskirche mischen sich in alle diese Stimmen und es tönt das lebendige Gemeinschafts- und Vereinsleben eines attraktiven Wohnorts inmitten der herrlichen Flusslandschaft des fränkischen Mains auf.
NT
Gössenheim
Pfarrkirche St. Radigundis
In der Mitte Gössenheims, unmittelbar an der durchführenden B 27 streckt der Turm der Radegundis-Kirche seine Echter-Spitze in den Himmel. Seine Grundmauern reichen zu den Anfängen des kirchlichen Lebens Mitte des 13. Jahrhunderts zurück.
1380 wurde Gössenheim selbständige Pfarrei mit der Filiale St. Hubertus im nahen Sachsenheim. An der Stelle der unter Bischof Julius Echter erweiterten Chorturm-Kirche fügt sich seit 1959/60 ein moderner Bau an den alten Turm. Im Pfarrhof gegenüber der Kirche bietet seit 2014 das neue Pfarrheim örtlichem und kirchlichem Leben Raum.
Darum herum bewegt sich viel - Grundschule, Kindergarten, Arztpraxen, Apotheke, Bäcker- und Metzgerläden machen Gössenheim zu einem lebendigen Mittelpunkt nicht nur für die rund 1200 Einwohner. Das genossenschaftliche Nahwärme-Projekt und die anstehende Dorferneuerung lassen erwartungsvoll in die Zukunft blicken.
NT
Sachsenheim
Filialkirche St. Hubertus
Wer auf der Staatsstraße 2301 im Werntal zwischen Wernfeld und Gössenheim unterwegs ist, passiert im kleinen Ort Sachsenheim das barocke Kirchlein mit seinem keck-eleganten Dachreiter-Türmchen.
Wenige werden auf den ersten Blick vermuten, welches Kleinod hier zu finden ist - ein stimmungsvoller Raum, von den drei Altären bis hinauf zur kleinen Orgel von reinen Spätbarock-Formen durchschwungen.
Am 24. Mai 1737 wurde das Kirchlein dem Heiligen Hubertus geweiht. Und auch wenn Sachsenheim dem Namen nach wohl auf die Ansiedelung von Sachsen durch Kaiser Karl im 8. Jahrhundert zurückgehen dürfte, prägen das Dorfbild Bauten aus dem 18. Jahrhundert. Sachsenheim hatte damals seine große Zeit: der letzte Amtskeller (also der Chef der Würzburgischen Regionalverwaltung) Andreas Friedrich Mohr zog von der Homburg hierher und ließ eine ganze Reihe stattlicher privater und amtlicher Gebäude errichten.
Vieles davon ist verschwunden und überbaut, längst ist Sachsenheim diesseits und jenseits der Wern über seine alten Grenzen hinausgewachsen. Aber noch manches wundersame Fundstück ist rings um das Hubertus-Kirchlein zu entdecken. Also, wenn Sie wieder einmal auf der St 2301 unterwegs sind ...
NT
Karsbach
Pfarrkirche St. Gertrud
Unter dem Uhlberg mit seinen markanten Kreuzwegstation auf einem kleinen Kirchenhügel inmitten des Ortes erhebt sich die Karsbacher Pfarrkirche St.Gertrud.
Rings um die Kirche lag früher wie vielerorts der Friedhof. Reste der alten Umfassungsmauern mit ein zwei eingefügten wappengeschmückten Epitaphen erzählen davon - und mancher knöcherne Zeuge, der kürzlich beim Anlegen einer weit um die Kirche geschwungenen behindertengerechten Rampe zu Tage kam. Unter einem schönen schmiedeeisernen Kreuz wurden die Gebeine neben der Kirche neuerlich bestattet.
Vielleicht haben ihre damaligen Inhaber den Feuerschein des verheerenden Dorfbrandes gesehen, der 1723 93 Häuser und Scheunen und die Kirche vernichtete. In den Schlußstein am Chorbogen ist das Jahr 1726 eingemeißelt, in dem der Rohbau der neuen Kirche vollendet wurde. Es muß ein ebenso pracht- wie qualitätvoller Raumeindruck gewesen sein, den die Kirche zu dieser Zeit bot. Das Altarbild des Hochaltars mit einer Darstellung der Kirchenpatronin Gertrud, umgeben von Engeln, die ihr den Äbtissinnenstab reichen, die Bilder des Nepomuk- und Sebastianaltars sowie manches spätbarocke Versatzstück, das in die eigenartig gotisierend umgestalteten Altäre eingearbeitet wurde, zeugen von solcher vergangenen Pracht.
Aber wenn auch fragwürdiger zeitgeschmacklicher Übereifer viel verdorben haben mag - St. Gertrud in Karsbach strahlt immer noch viel Atmosphäre aus und lädt ein zu Ruhe, Gebet, Betrachtung und Sammlung.
NT
Weyersfeld
Filialkirche St. Albanus
Wer die lange Dorfstraße mit ihren stattlichen blumengeschmückten Anwesen heraufgekommen ist und auf dem schönen Platz vor Kirche und neuem Gemeindehaus steht, wundert sich vielleicht über die Doppelkreuze über Portal und Giebel von St. Albanus. Diese Doppelkreuze der Weyersfelder Kirche erzählen von der Zeit, als sich das Erzbistum Mainz und das Bistum Würzburg die Herrschaft über den Ort teilten.
Beim Eintritt durch das Portal mit der Erbauungsjahreszahl 1740 öffnet sich nach dem Halbdunkel unter der großen Empore ein kleiner Einblick in den Barockhimmel. Aus der feierlich strengen Säulenordnung des Hochaltars tritt Albanus entgegen, mit Priestergewand und Schwert. Er verweist noch einmal auf Mainz, denn vom dortigen Kloster St. Alban war die Verehrung des Priestermärtyrers schon im 8. Jahrhundert den Main hinaufgewandert.
Marien- und Wendelinusaltar samt Kanzel setzen mit ihrem eleganten Formenspiel beschwingte Akzente in den heiteren Raum. Und wenn dann die 1996 eingeweihte Orgel erklingt, nimmt man den Barockengelchen tatsächlich ihr Fliegenkönnen ab. Die historische Seuffert-Orgel war in mehrfachen Erneuerungswellen fast restlos untergegangen. Das in den erhaltenen Prospekt eingefügte neue Instrument ist ein würdiger Ersatz und macht die Weyersfelder St. Albanus-Kirche vollends zu einem sinnenfroh-frommen Erlebnis.
NT