Mit Pfarrvikar Johannes Werst und Pastoralreferentin Edith Fecher beginnen im Herbst 2020 gleich zwei Neue ihren Dienst als Seelsorger*in im Raum Gemünden: Johannes Werst wird zum 1. September leitender Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Sodenberg sowie mitarbeitender Priester in den vier weiteren Pfarreiengemeinschaften des Raums Gemünden, Edith Fecher wird ab 1. Oktober Aufgaben im ganzen Raum Gemünden übernehmen. Pastoralreferent Thorsten Kapperer hat die beiden Neuen interviewt.
Kapperer: Zunächst zu Ihrer Person. Können Sie sich bitte kurz vorstellen?
Fecher: Geboren bin ich 1962, aufgewachsen in Riedenberg. Nach dem Studium der Diplomtheologie in Würzburg trat ich 1988 meine erste Stelle in der Pfarreiengemeinschaft Gemünden an, zusammen mit meinem Mann Burkhard. Hier in Gemünden wohnen wir heute noch. Als Ehe- und Familienseelsorgerin in den beiden Dekanaten Karlstadt und Hammelburg war ich bis 2013 tätig. Seit 6 Jahren arbeite ich nun im Bayerischen Staatsbad Bad Brückenau als Kur-, Gäste- und Rehaseelsorgerin. Zahlreiche Eheseminare der Domschule, Kommunikationstrainings für Paare und Familienwochenenden habe ich mit Burkhard zusammen geleitet. Eine Tanzpädagogik-Ausbildung „Dance & Praise“ sowie Fortbildungen in Therapeutischer Seelsorge kamen dazu. Drei mittlerweile erwachsene Söhne durften wir ins Leben begleiten. Musik machen mit der Querflöte ist ein Hobby von mir. „Highlights“ in meiner früheren Gemündener Zeit waren der Familiengottesdienst zu den Scherenburg-Festspielen, oder die Leitung vom „Singkreis Wirbelwind“.
Werst: Mein Name ist Johannes Werst, geboren wurde ich 1985 in Kitzingen am Main, dort bin ich auch aufgewachsen. Nach dem Abitur am Egbertgymnasium in Münsterschwarzach habe ich in Würzburg und Freiburg im Breisgau Theologie studiert. Nach dem Studium war ich bis zur Priesterweihe 2013 in der Pfarreiengemeinschaft „Christi Himmelfahrt“ Kleinwallstadt zum Praktikum. Ab Herbst 2013 folgte die Kaplansstelle im Kahlgrund und ab 2016 war ich Pfarrvikar in der Pfarreiengemeinschaft Um Maria Sondheim, Arnstein. Hier bin ich noch bis Ende August tätig.
Kapperer: Aktuell beschäftigt die Corona-Krise die Menschen sehr stark. Was scheint Ihnen in diesen Tagen aus Sicht eines Seelsorgers / einer Seelsorgerin besonders wichtig zu sein?
Fecher: Als Kurseelsorgerin habe ich die Erfahrung gemacht, dass es in problematischen Zeiten für Menschen wichtig ist, dass jemand jetzt gerade, im Augen-Blick, für ihn oder sie präsent ist, auch auf anderen Wegen als im direkten Kontakt. Ansprechbar sein, zuhören und Zeit haben, ist das eine. Aber auch Mut machen und das Vertrauen in die eigenen inneren Kräfte stärken, das kann ich mit der Zuversicht vermitteln, die mir mein eigener Glaube gibt. Ich war und bin immer wieder erstaunt darüber, welche Kraft ein persönliches Segens-Ritual oder ein konkretes Gebet ausstrahlen können, selbst für Menschen, die Kirche und Glaube skeptisch gegenüberstehen.
Werst: Auffällig in dieser Krise ist, dass die gewohnte Arbeit von Kirche wie Gottesdienst und Begegnung mit den Menschen sich gerade durchaus schwierig gestalten. Allerdings ist auch der Bedarf nach Gespräch und Austausch vermehrt festzustellen. Das Signal trotz aller Einschränkungen als Seelsorger da zu sein und nicht die Flucht ins Private zu ergreifen erscheint mir wichtig. Der Kontakt per Telefon oder auch Email prägt derzeit meine Arbeit. Hier kann Kirche ihre Relevanz in Zeiten der Krise zeigen.
Kapperer: Was liegt Ihnen in Ihrem Wirken als Seelsorger*in besonders am Herzen?
Fecher: Jeder Mensch, egal wie sein Leben gerade verläuft, hat von Gott die Zusage: du bist mir wichtig, du bist von mir geliebt. An diese Zuneigung Gottes können Menschen oft nicht mehr glauben, aus verschiedensten Gründen. Wie eine „Pfadfinderin“ möchte ich mich mit Leuten jeden Alters auf den Weg machen, diese Spuren Gottes im eigenen Leben immer wieder oder von Neuem zu entdecken. Dafür gibt es sicherlich Gelegenheiten in bestehenden kirchlichen Angeboten. Aber ich möchte offene Sinne dafür haben, wie überraschend anders Gott uns auch noch entgegenkommt, durch Musik und Tanz, in Natur und Bibel, und wie und wo auch immer sonst noch. Das gilt für mich für jeden einzelnen Menschen, und für unsere Gemeinden. Als Frau möchte ich das besonders auch gemeinsam mit den vielen ehrenamtlichen engagierten Frauen tun.
Werst: Schon seit dem Studium ist es mir eine Freude, Menschen auf dem Lebensweg zu begleiten, im besten Sinne „das ganz alltägliche Leben zu teilen“. Dies versuche ich mir zu bewahren, bei allen Anforderungen und Aufgaben, die daneben auch noch ihr Recht fordern.
Kapperer: Sie gehören zu den ersten Seelsorgern im Bistum Würzburg, die nicht mehr „nur“ noch für eine Pfarreiengemeinschaft beauftragt werden, sondern Aufgaben in allen fünf Pfarreiengemeinschaften wahrnehmen. Worin sehen Sie die Chance der neuen pastoralen Räume?
Fecher: Ich bin seit über 30 Jahren Seelsorgerin. In dieser Zeit gab es immer Veränderungen und Aufbrüche. Die Bibel ist voll von diesen Erfahrungen. Über bisherige Grenzen hinweg können sich nun Menschen neu zusammentun, die sich in bestimmten Anliegen vernetzen, die gemeinsam Ideen spinnen und umsetzen, und die Kirche und Glauben in die heutige moderne Welt hinein übersetzen. Mit den Erfahrungen als Familienfrau und Pastoralreferentin bedeutet das für mich, Talente zu entdecken und zu fördern, Sorgen und Bedürfnisse wahrzunehmen und – ganz wichtig! - den Blick auch ökumenisch und über den kirchlichen Bereich hinaus zu weiten. Ich vertraue fest darauf, dass uns dabei Gottes Geistkraft den Rücken stärkt und Jesus unseren Weg begleitet.
Werst: Eine große Chance, die die pastoralen Räume bieten, ist die Vernetzung und der Austausch. Auch wenn das Personal zahlenmäßig nicht zunimmt, gibt es doch die Möglichkeit ganz unterschiedliche Persönlichkeiten in der Seelsorge zu erleben und Kirche so bunter und weiter werden zu lassen. Der Blick über den Tellerrand kostet vielleicht die eine oder andere Mühe, aber belohnt doch mit einer Fülle neuer Möglichkeiten.
Kapperer: Warum freuen Sie sich auf Ihre neuen Aufgaben ab Herbst?
Fecher: Ich arbeite gerne in einem Team, in dem sich Kompetenzen und Stärken gegenseitig ergänzen und auch eigene Schwerpunkte gesetzt werden können. In diesem Team im Pastoralen Raum Gemünden mit seinen fünf Pfarreiengemeinschaften bin ich dann die erste Frau. Auf Augenhöhe mit meinen männlichen Kollegen werde ich weibliche Lebenserfahrungen und Sichtweisen einbringen. Es reizt mich, Entwicklungen mitgestalten zu können, auch gemeinsam mit meinem Mann. Denn gerade die aktuelle Corona-Krise zeigt, wie erfinderisch Menschen im Einsetzen ihrer Talente und Charismen sind, um kreative Lösungen zu suchen. Je nachdem wie sich die Situation entwickelt, möchte ich diese Erfahrungen aufgreifen und nutzen. Weil ich schon lange hier wohne, freue ich mich darauf, an Bekanntes anzuknüpfen und Neues kennenzulernen.
Werst: Da ist natürlich der Reiz des Neuen. Neue Menschen und Orte, eine neue Aufgabe und auch die neue Rolle als Pfarrer. Ich freue mich aber auch darauf Kirche zukunftsfähig zu machen, mit denen, die schon seit vielen Jahren Kirche mitgestalten, in der Pfarreiengemeinschaft Sodenberg und dem Pastoralen Raum Gemünden.